Jugendforum der „Partnerschaft für Demokratie“ fuhr nach Berlin

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Mitglieder des Jugendforums am Tag der deutschen Einheit vor dem Brandenburger Tor

Das Jugendforum der „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) im Landkreis Aurich fuhr zum Tag der deutschen Einheit in die bundesdeutsche Hauptstadt. 21 Jugendliche und PfD-Koordinator Martin Gohlke besuchten eine Woche lang verschiedene Gedenkstätten und Museen. Fast immer ging es dabei um die ehemalige DDR. Das Jugendforum hatte im Vorfeld der politischen Bildungswoche das Programm selbstständig entworfen.

Es begann mit einem Besuch des Stasimuseums. Schwerpunkt waren hier das politische System der DDR und die Geschichte des Sicherheitsapparates. Danach ging es ins ehemalige Gefängnis Hohenschönhausen, wo die politischen Häftlinge der DDR inhaftiert waren. Der Besuch beider Einrichtungen ging den Auricher Jugendlichen vielfach „unter die Haut“, wie Gohlke kommentiert; Zeitzeugen klärten das Jugendforum über die Unterdrückungs- und Verhörmethoden des 91.000 hauptamtliche Mitarbeiter umfassenden „Ministeriums für Staatssicherheit“ (MfS) auf. Das MfS zwang viele der politisch Verfolgten, die in Hohenschönhausen einsaßen, zur Zusammenarbeit. Als „informelle Mitarbeiter“ bespitzelten sie dann jahrelang ihr soziales Umfeld. Die Mitglieder des Jugendforums erinnerten sich beim abendlichen Rückblick insbesondere an die Auffassung eines Museumsmitarbeiters, dass es sich bei der DDR um eine Diktatur handelte und deswegen DDR-Fahnen wie auch andere Symbole verboten werden müssten. Wäre so ein Verbot wirklich hilfreich für die Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR, war eine der Fragen, die von den Mitgliedern des Jugendforums kontrovers diskutiert wurden.

Das Jugendforum besichtigte an einem anderen Tag den „Tränenpalast“. Dort wurden diejenigen DDR-Bürger, die – oft nach jahrelanger Haft – in den Westen ausreisen durften, von ihren Freunden und Verwandten verabschiedet. Dabei wurden zahlreiche Tränen vergossen, wie es der schon von den Zeitgenossen verwendete Name für den Grenzübergang aussagt. Das Museum wurde nach modernsten geschichtsdidaktischen Erkenntnissen aufgebaut und bietet den Besucher*innen mit Hilfe von Video- und Audiomaterial und allerhand Ausstellungsgegenständen „zum Anfassen“ zahlreiche Zugänge zu dem Thema an, wovon sich gerade junge Menschen angesprochen fühlen. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Thema so interessieren kann“, äußerte sich ein Mitglied des Jugendforums, der auch im Norder Jugendparlament mitarbeitet.

Der Besuch eines Museums zur Alltagsgeschichte der DDR rundete die Aufarbeitung der DDR-Geschichte ab. Es war für alle Besucher beeindruckend zu sehen, wie trotz des Mangels „an Waren des täglichen Bedarfs“, wie es in der DDR hieß, die Lebensfreude nicht zu kurz kam. Soziale Zusammenhänge wurden zum Teil ausgesprochen liebevoll und solidarisch organisiert; die Not machte erfinderisch. Die inoffizielle „Zivilgesellschaft“ nahm sich ideenreich verschiedene Freiheiten, auch wenn das von offizieller Seite nicht gerne gesehen wurde. Beispielhaft stehen dafür das in der DDR sehr beliebte Nacktbaden oder die Punkkultur Anfang der 1980er Jahre in Ostberlin.

Die Woche des Jugendforums beinhaltete auch den Besuch des Holocaustdenkmals. Je länger das Denkmal von hunderten von rechteckigen, Schreibtisch großen Betonblöcken besichtigt wurde, desto schauriger wurde den Jugendlichen zumute: Nach und nach eröffneten sich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die das unvorstellbare Ausmaß des Terrors bewusst werden ließ. PfD-Koordinator Gohlke ist sich sicher: „Die industrielle Form des Massenmordes macht „Auschwitz“ einzigartig in der Weltgeschichte. Auschwitz kann mit nichts verglichen werden, sowieso nicht mit der Unterdrückung in der DDR.“

Am Nachmittag des Tages der deutschen Einheit feierte das Jugendforum dann zusammen mit hunderttausenden anderen Deutschen und Ausländern. Die Eventkultur zeigte, so schloss Gohlke seine Ausführungen ab, „das anziehende, bunte Gesicht einer offenen Gesellschaft“.