Von Norder Jugendlichen entworfene Wanderausstellung zur Migration zieht durch den Landkreis Aurich

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Die „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) beschloss im Januar 2019, den Antrag der Dokumentationsstätte Gnadenkirche auf Förderung des Projektes „Bi uns to Huus“ positiv zu bescheiden. Bei der Auswertung des Projektes registrierten die Mitglieder des Begleitausschusses anerkennend, dass die Ausstellung sich erfolgreich als Wanderausstellung etablieren konnte: 2019 wird sie im Landkreis Aurich an sieben Orten zu sehen sein (siehe näher unten); für 2020 gibt es schon verschiedene Vorbestellungen. Insgesamt können allein in diesem Jahr mehrere tausend Besucher*innen erwartet werden. Auch auf dem Demokratiefest der PfD am 28. September 2019 im Bürgerhaus Großefehn wird die Ausstellung dabei sein.

Die Broschüre „In Huus“.

Im Folgenden dokumentieren wir den Projektbericht von Lennart Bohne, dem Leiter der Dokumentationsstätte Gnadenkirche:

Durch Förderung der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich als Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend war es der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld möglich, im ersten Halbjahr 2019 die Wanderausstellung „In Huus“ zu realisieren.

Ziel des Projekts war es, dass Jugendliche aus der Stadt Norden – pädagogisch und medientechnisch begleitet – eine fotografische Wanderausstellung erarbeiten, die deutsche Migrationsgeschichte seit 1945 aus einer lokalen Perspektive abbildet.

Zu diesem Zweck sind seit Januar 2019 sieben Jugendliche aus Norden dieser Aufgabe nachgegangen. Gemeinsam haben sie sich in regelmäßigen Treffen mit deutscher Migrationsgeschichte beschäftigt und untersucht, welche Menschen hierzulande leben, woher sie gekommen sind und aus welchen Gründen sie hier sind. In einem weiteren Schritt haben die Jugendlichen beispielhaft einzelne Menschen besucht, deren Lebenswege zu unterschiedlichen Zeiten und aus verschiedenen Gründen in den Altkreis Norden geführt haben. In deren Zuhause – „in Huus“ – sind sie miteinander ins Gespräch gekommen. Erinnerungen an Migration und Ankunft wurden dabei ebenso lebendig wie persönliche Sichtweisen: Ankommende werden von den Einheimischen als Fremde wahrgenommen, positiv wie negativ. Und: Ankommende nehmen diese Wahrnehmung durch die Einheimischen wahr, positiv wie negativ.

Entstanden sind daraus elf Porträts in Bild und Wort, die die Begegnungen im privaten Raum – „in Huus“, in einem neuen Zuhause – zu einem Spiegel werden lassen, der den eigenen Blickwinkel auf die jeweiligen Menschen und ihre Beweggründe zu erweitern vermag.

Die Präsentation der Ergebnisse erfolgt(e) mit Hilfe zweier Medien: 1×1 m große Porträtbilder der Interviewten, versehen mit einem Zitat, sind auf 2×1 m große Aufsteller gedruckt. Mit 12 Aufstellern bildet dies den Kern und die eigentliche Ausstellung, die flexibel durch den Leihnehmer inszeniert und aufgebaut werden kann.

Die auf den Aufstellern aufgebrachten Zitate wecken gleichzeitig das Interesse, mehr über die Lebensgeschichte der jeweiligen Person zu erfahren. Dies ist mit Hilfe einer Begleitbroschüre zur Ausstellung möglich: Die Wiederholung des Porträts, versehen mit biographischen Texten, ermöglichen dem Betrachter die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte des jeweils Porträtierten. Die Erstauflage der Broschüre beträgt 1.000 Exemplare.

Die (Lern)Erfahrungen, die die Jugendlichen hierbei gesammelt haben, sind dabei mannigfaltig. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit Themen wie Migration, Zwangsmigration, Ankunft und Integration, Interviewführung und digitaler Fotografie war insbesondere der praktische Nutzen für die Jugendlichen sofort spürbar. Die Jugendlichen sind auf Menschen zugegangen, die in ihrer Biographie eine Migrationsgeschichte haben, haben diese interviewt und fotografiert. Anschließend haben sie biographische Texte zu den Menschen verfasst und bei der Auswahl der Bilder mitgewirkt. Am Ende, in Form von Ausstellung und Begleitbroschüre haptisch wahrnehmbare Ergebnisse vorweisen zu können, war für die jungen Menschen eine besondere Erfahrung.  

Die Wanderausstellung ist unentgeltlich zu entleihen und bereits bis Endes des Jahres 2019 unterwegs:

  1. Juni 2019: Fest der Generationen und Kulturen, KVHS Norden
  2. Juni bis 11. August 2019: Ludgeri-Kirche Norden12. August bis 29. August 2019: KVHS Norden
  3. August 2019: Demokratiefest Großefehn                                                                                                                       1. 1. September bis 30. September 2019: Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld                                          28. September 2019: Bürgerhaus Großefehn, Demokratiefest der PfD
    1. Oktober bis 15. November 2019: Medienzentrum Norden
  4. November – 16. Dezember 2019: Europahaus Aurich

Bereits während der Übergabe der Wanderausstellung an die Öffentlichkeit am 15. Juni 2019 und der ersten Station im Chorgang der Ludgeri-Kirche Norden sind mehr als 400 Exemplare der Broschüre vergriffen. Leider ist es nicht möglich, die Anzahl der Besucher*innen exakt zu zählen, da jedoch nicht jeder eine Broschüre mitnimmt, ist die Zahl der Besucher*innen als weitaus höher einzuschätzen.