„Demokratie und Randgruppen“: Theaterprojekt mit Obdachlosen mit öffentlicher Aufführung

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Auf der Vollversammlung des Begleitausschusses (Bga) der „Partnerschaft für Demokratie vom 1. April 2019 hatte Angelika Heinich, selbst Mitglied im Bga, das von ihr konzipierte Projekt „Was bedeutet Heimat“ vorgestellt. Der Bga sah die Fördermöglichkeit für das Projekt als erfüllt an und stimmte einstimmig für eine finanzielle und ideelle Unterstützung des Projektes. Mittlerweile konnte das Theaterprojekt mit der anvisierten Teilnehmerzahl abgeschlossen werden. Im Folgenden zitieren wir aus dem Bericht von Angelika Heinich:

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„Was bedeutet Heimat?“ –
Die Dimensionen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Bezug auf Randgruppen; aufgezeigt am Beispiel der Wohnungslosigkeit in Deutschland
Von Montag, den 30.09.2019 bis Mittwoch, 02.10.2019 beschäftigten sich unter Leitung der Theaterpädagogin und Schauspielerin Angelika Heinich fünfzehn Menschen mit eigenen Erfahrungen von Wohnungslosigkeit, bzw. solche, die mit dieser Zielgruppe beruflich beschäftigt sind (Sozialarbeiter*innen) mit dem Thema „Heimat“.
Nach einer Kennenlernrunde holte die Seminarleitung die Teilnehmenden spielerisch dort ab, wo sie mit ihren Erfahrungen und Erwartungen stehen. Methodisch wurde viel kreativ in Kleingruppen erarbeitet. So berichteten die ehemaligen und immer noch aktuell Wohnungslosen, was für sie Heimat bedeutet, wie sich ihr Verhältnis zu diesem Begriff über die Jahre auf der Straße verändert hat und welchen Vorurteilen sie tagtäglich begegnen.
Das gemeinsame Ansehen der Filmdokumentaion „Heimatland: Wer wollen wir sein?“ WDR Reportage 2019 vom 08.05.2019 entfachte bei den Teilnehmenden eine heftig geführte Debatte um soziale Gerechtigkeit und Lebenst-(Räume). Wo fängt mein Grund an, wo hört Deiner auf? Kann man Land überhaupt besitzen? Wer sind wir eigent-lich? Hier wurden bereits Grundlagen zu den Dimensionen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Bezug auf Randgruppen skizziert und über den Wert von „Heimat“ nachgedacht und die Ergebnisse kreativ umgesetzt.
Am Dienstag wurde nach einem gemeinschaftlichen Warm-Up, das eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre schuf, in Kleingruppen mit Hilfe von Standbildern eine Ideensammlung zu möglichen Schicksalen erstellt, die sich in einer Theaterszene zeigen ließen. Nachdem die Ergebnisse gegenseitig präsentiert wurden, entschied die Gruppe selbst, welche Situationen bühnengeeignet erschienen und welche nicht. Auch eine intensive Auseinandersetzung über die Ängste beim Verlust der Heimat folgten und bald war ein grobes Gerüst für die Szenenfolge erstellt.
Der nächste Schritt in der theaterpädagogischen Arbeit war das herstellen einer Zusammengehörigkeit mithilfe von körperlichen Übungen. So entwickelten wir eine Performance zu Musik, die immer wieder unterbrochen wurde von zentralen Fragen wie „Was machen die?“ und „Die suchen was!“ oder „Was suchen die denn?“ und „Die suchen ihre Heimat!“ oder „Warum suchen die ihre Heimat?“ und „Sie haben ihre Heimat verloren!“ oder „Was suchen die denn?“ und „Die suchen einen Schuldigen!“
Am Mittwoch wurden dann die einzelnen Szenen zusammengesetzt, Kostüme ausgesucht, und das Stück erarbeitet. Zwei Durchläufen mussten reichen, bevor das Publikum sich die Vorstellung ansehen konnte.