Beschäftige von Norderneyer Betrieben stärken ihre interkulturelle Kompetenz im Arbeitsleben

Veröffentlicht von

Der Begleitausschuss der PfD hatte im März 2021 einen Antrag der „Arbeitsgemeinschaft Soziale Einrichtungen auf Norderney“ auf finanzielle Unterstüzung eines Workshops zur interkulturellen Kompetenz zugestimmt. Wir dokumentieren im Folgenden aus dem Projektbericht von Frau Gunda Behr, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft.

Teilnehmende des Workshops „Interkulturelle Kompetenz“ im November 2021 auf Norderney.

Der bereits für 2019 vorgesehene Workshop konnte pandemiebedingt erst jetzt im November 2021 durchgeführt werden, wobei leider kurzfristig zwei Häuser der „Arbeitsgemeinschaft Soziale Einrichtungen auf Norderney“ aus Gründen der aktuellen Pandemie-Entwicklung ihr angemeldetes Personal nicht für den Seminartag frei stellen konnten.

Die AG Soziale Einrichtungen ist ein Zusammenschluss überwiegend sozial agierender Beherbergungsbetriebe (Mutter-Kind-Einrichtungen, Jugendgästehäuser, etc.). Im Beherbergungsbereich finden sich Angestellte vieler Nationen. Dabei ist es ein Problem für den Arbeitsalltag, dass es nicht immer gelingt, genug Verständnis für Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kulturen aufzubringen. Die AG Soziale Einrichtungen hatte sich deshalb entschlossen, ein Seminar mit Andrea Müller, Coach u.a. für die Förderung von Demokratie und Partizipation von allen Menschen in unserer Gesellschaft, durchzuführen.

Die Teilnehmenden sind Multiplikator*innen aus den Bereichen Hausleitung, Küche und Haustechnik.

Dozent Müller führte in das Thema ein mit Art. 1 des Grundgesetzes. Was bedeutet die Unantastbarkeit der Würde des Menschen eigentlich im Berufsleben?

Mit viel Engagement diskutierten die Teilnehmenden die Wahrnehmung ihres Arbeitsalltags, die Schwierigkeiten durch sprachliche Hindernisse und kulturelle Besonderheiten. Aber auch allgemeinere Ängste wurden thematisiert.

Die Teilnehmenden lernten zu differenzieren. Aus: „ich lehne die islamische Kultur ab, weil in ihr Männer Frauen unterdrücken“, wurde im Verlaufe des Seminars „ich lehne Männer ab, die Frauen unterdrücken“. Und aus „warum werden Araber, die Frauen vergewaltigen, nicht härter bestraft“ wurde „warum werden bestimmte Gewalttaten nicht härter bestraft“.

Den Teilnehmenden wurde deutlich, welche Wirkung unsere Sprache hat und welches Diskriminierungspotenzial sich in pauschalen Urteilen über Gruppen von Menschen verbirgt. Das kollegiale Miteinander wird nicht selten auch durch sprachliche Barrieren behindert. Unter Leitung des Dozenten erfolgte auch in diesem Punkt eine Differenzierung der eigenen Sicht. Die Forderung „lern doch erstmal deutsch“ wurde zu: „ich stelle eine Forderung, was kann ich dafür tun, dass du diese Forderung erfüllen kannst.“

Der respektvolle Umgang miteinander im Seminar ermöglichte es, eigene Erfahrungen und Ängste zu benennen, zu teilen und einer genaueren Analyse zu unterziehen.

Einig waren sich alle, dass es wünschenswert wäre, Fortbildungen dieser Art häufiger durchzuführen. Während z.B. Schulungen zum Infektionsschutz im Küchenbetrieb gesetzlich verpflichtend sind, ist das Erlernen kollegialen, nicht-diskriminierenden Miteinanders bisher nicht Standard.