Projektbericht „Flucht und Vertreibung heute“

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Die „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) im LK Aurich erstellt jährlich eine Situationsanalyse, um die Fördergelder zielgerecht auszugeben. „Zuwanderung begleiten“ ist eine der drei Felder, die von der PfD infolge ihrer Situationsanalyse zum Schwerpunkt der Arbeit erklärt wurden. So konnte die PfD das Projekt der KVHS Norden „Flucht und Vertreibung“ mit 10 % der Gesamtkosten unterstützen. Der Ansprechpartner für das Projekt, Herr Timo Schneider, übergab der PfD folgenden Projektbericht:

Die Bereiche Kulturelle Bildung / Kulturarbeit und Politische Bildung der KVHS Norden gGmBH, Uffenstraße 1, 26506 Norden haben vom 13.09. – 16.09.17 regionale Filmtage unter dem Motto „Flucht und Vertreibung heute“ durchgeführt. Das Programm bestand jeweils aus einem einführenden Kurzvortrag, der Filmvorführung und einer anschließenden Podiumsdiskussion. Die „Regionalen Filmtage“ bestanden aus fünf Filmvorführungen. Davon wurden drei speziell für Schüler*innen angeboten. Durchgeführt wurden die Filmtage in Kooperation mit der Conerus Schule –Berufsbildende Schulen Norden, dem Medienzentrum des Landkreises Aurich und dem Apollo-Kino Norden, dem örtlichen Kino mit zwei Sälen. Insgesamt besuchten 326 Schüler*innen die Veranstaltung.

Ziel war es, Jugendliche zu sensibilisieren für die Situation von gleichaltrigen Migrant*innen und ein öffentliches Bewusstsein für Fluchtgründe und die Herausforderungen der Integration zu schaffen. Dazu wurden die gezeigten Filme umfassend vor- und nachbereitet. Die KVHS Norden stellte den beteiligten Schulen passende Arbeitsblätter zur Verfügung. Vor jedem Film berichteten von Migration, Flucht oder Vertreibung Betroffenen in einem Kurzvortrag über ihre persönlichen Erfahrungen und standen im Anschluss für eine Diskussion mit dem Publikum bzw. den Schüler*innen zur Verfügung. Mit den gezeigten Filmen sollten jeweils unterschiedliche Aspekte des Themas beleuchtet werden.

Folgende Themen wurden filmisch und von Referent*innen dargestellt:

  1. Thema: DieVertreibung nach 1945.Film: Asylrecht-Bericht über die Flüchtlingslage Januar 1949 (1949, Rudolf Werner Kipp, 37 min.).Referenten: Joachim Strybny, Zeitzeuge, und Anna Jakobs, Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld.
  2. Thema: Lebenssituation von jugendlichen Migrant_innen.Filme: Morgenland/Such mich! (2015/2016, Thomas Kirchberger, Sonja Elena Schroeder 35 & 31 min.).Referent: Atum Kum-Ngong, Sozialwerk Nazareth, Norddeich.
  3. Thema: Migration aus Nordafrika nach Europa.Film: Mediterranea – Refugees Welcome? 2015, Jonas Carpignano, 107 min.Referent: Abdou Ouedraogo, Vorsitzender Integrationsrat der Stadt Emden.                 

Dieses Konzept hat sehr gut in der Praxis funktioniert. Auf jeden gezeigte Film folgten lebhafte Diskussionen. Die Rückmeldungen der beteiligten Lehrkräfte waren durchweg positiv. Das Thema und die Bilder prägten den Unterricht und persönliche Gespräche dieser Woche nachhaltig. Zwei Klassen wollten nach dem ersten Film unbedingt noch an einer weiteren Vorführung teilnehmen.

Mit den gezeigten Filmen sollten jeweils unterschiedliche Aspekte des Themas beleuchtet werden. Mit dem historischen Bildmaterial „Asylrecht-Bericht über die Flüchtlingslage Januar 1949“ und insbesondere den Bericht des Zeitzeugen, der als Kind als Vertriebener nach Ostfriesland kam, zeigte deutlich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Flüchtlingssituation nach dem Krieg und in der heutigen Zeit. Mit „Morgenland/Such mich!“ wurden zwei Filme gezeigt, die jugendliche Migranten in Göttingen selbst entwickelt hatten. Dadurch war eine große Authentizität der im Film erzählten Geschichten möglich. Außerdem entstand eine große Nähe zwischen den Protagonisten des Films und den Zuschauer*innen. Diese zeigten sich sichtlich berührt von den Schicksalen der Jugendlichen, insbesondere im Vergleich zu ihrem eigenen Leben. „Mediterranea – Refugees Welcome?” wiederum zeigt auf eindrückliche und differenzierte Weise den Weg zweier Migranten aus Burkina Faso über Algerien und Libyen nach Italien und das Leben, das sie dort erwartet. So wurden nicht nur die Gefahren der Flucht über das Mittelmeer, sondern auch die Situation der Migranten in Italien, wo sie zu einem Hungerlohn auf den Obstplantagen schuften und in Barackenlagern wohnen, deutlich.

Durch die regionalen Filmtage ist es gelungen, Verständnis zu wecken, zum Nachdenken anzuregen und Informationen insbesondere darüber zu vermitteln, was Flucht und Vertreibung heute eigentlich bedeuten.

Zwei flankierende Veranstaltungen konnten leider nicht stattfinden. Der geplante Videoworkshop am 1./2. September 2017 musste vom Medienzentrum des Landkreises Aurich aus organisatorischen Gründen abgesagt werden. Das für den 9. September 2017 angesetzte Planspiel „Flucht und Migration in Europa“ musste wegen zu geringer Anmeldezahlen abgesagt werden.

Dafür wurden zusätzlich zu den Schulvorführungen noch zwei offene Veranstaltungen am Sa, 16.09.17, angeboten. Zunächst wurde der im ostfriesischen Strackholt gedrehte Dokumentarfilm „Gestrandet“ gezeigt mit anschließender Diskussion mit zwei Mitarbeitern des Integrationsstützpunkt Utlandshörn der KVHS Norden. Danach wurde „Seefeuer“, der die weltweite Flüchtlingsproblematik am Beispiel von Lampedusa spür- und begreifbar macht, gezeigt.

Insgesamt wurde das Projekt „Regionalen Filmtage“ erfolgreich durchgeführt, die eingangs genannten Ziele konnten alle erreicht werden.