Digitale Partizipation an den gesellschaftlichen Diskussionen angesichts der Corona-Krise

Veröffentlicht von
Problem, Ziel und Verlauf waren schnell auf Papier gebracht, nachdem sich die Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Eva Matthias, und der PfD-Koordinator Martin Gohlke über die Möglichkeiten ausgetauscht hatten, wie man in Pandemie-Zeiten Digitalisierung und Demokratisierung zusammenbringen kann. Der Projektantrag des MGH „Digitale Partizipation an den gesellschaftlichen Diskussionen angesichts der Corona-Krise“ wurde vom Begleitausschuss der PfD einstimmig angenommen. Werfen wir einen ausgesuchten Blick auf den Antrag:

Problematik: Das Mehrgenerationenhaus befindet sich in einer ländlichen Region mit schwacher Infrastruktur. Insbesondere für jüngere und ältere Nutzer*innen aus den Gemeinden im Umland von Norden stellt dies eine Hürde dar. Beteiligung und Begegnung sind aufgrund dessen nicht allen Interessierten möglich. Die Corona-Pandemie hat die Problematik verschärft und zu einer Herausforderung für alle Bürger*innen (unabhängig von Mobilität und Alter) gemacht.

Ziel: Um Begegnung, Austausch und Teilhabe zu ermöglichen, möchten wir digitale Strukturen schaffen, die auch über die Corona-Krise hinaus Menschen ermöglichen am öffentlichen Leben aktiv teilzunehmen, in Verbindung zu bleiben, sich mit ihren Ressourcen und Kompetenzen für das Gemeinwohl einzubringen und somit die weiteren Entwicklungen und Prozesse im Mehrgenerationenhaus mitzugestalten!
Um Austausch, Begegnungen und Mitbestimmung auch „auf Distanz“ zu gewähren, planen wir digitale Strukturen zu schaffen und die Nutzung dieser zu erlernen und zu vermitteln.

Bestandteile: 1. Prozessbegleitung/ IT-Coach für das MGH Team: Wir möchten von August bis Dezember 2020 eine Prozessbegleitung auf Honorar beschäftigen, die unser Team bei der Schaffung von Strukturen für den digitalen Austausch begleitet und befähigt diese anschließend zu nutzen. 2. Erklärvideos und Materialien erstellen, die Ehrenamtlichen, aber auch allen anderen Nutzerinnen ermöglicht digital mit unserem Mehrgenerationenhaus verbunden zu sein und mitzugestalten. 3. Schulungen mit Kleingruppen und Anleitung von Einzelpersonen umsetzten. An dieser Stelle sollen Ehrenamtliche und Honorarkräfte eine gemeinsame Strategie erarbeiten, die sich an den Bedarfen der Nutzer*innen im Landkreis Aurich orientiert. 4. technische Voraussetzungen (z.B.: Zoom-Lizenz) und Geräte anschaffen!

Innerhalb der nächsten Monate (27.Juli – Ende Dezember 2020) möchten wir die technische Infrastruktur schaffen und die notwenigen Kompetenzen erwerben, um Begegnung und Beteiligung auf digitaler Eben umsetzen zu können.

Soweit die Planung. Wie sah die Praxis aus? Das entnehmen wir dem Projektbericht des MGH, den wir hier ebenfalls in Auszügen sprechen lassen:

Prozessbegleiter Timo Schneider.
Prozessbegleiter Timo Schneider.

Als erstes holte sich das Team des Mehrgenerationenhauses Norden kompetente Unterstützung in Person eines Prozessbegleiters (Timo Schneider) und tätigte notwendige technische Anschaffungen. So entschieden sich das MGH z.B.: das Angebot des Pressebüros vom Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus zu nutzen und mit ihrer Hilfe eine eigene Website zu erstellen. Arbeitsplätze wurden aufgerüstet und Head Sets, PC Kameras und ein Mobile Phone angeschafft, um Online Angebote überhaupt durchführen zu können.

Im Rahmen des Projektes erarbeitete sich ein Team bestehend aus interessierten, freiwillig Engagierten und Hauptamtlichen, welche Möglichkeiten vor Ort bestehen, um mit Onlineangeboten Menschen zu erreichen und zu beteiligen, die entweder durch die eingeschränkte Infrastruktur unserer ländlichen Region  nicht ins MGH kommen können, oder aufgrund des Infektionsgeschehens persönliche Kontakte meiden.

Screenshot.
Screenshot.

Es wurden unterschiedliche Mittel und Wege ausprobiert. Folgendes hat sich bewährt und wurde in die Praxis übernommen:

  • Einrichtung einer What´s App Broadcastgruppe, zwecks schneller Informationsweitergaben z.B.: bzgl. Weihnachtspäckchensammelaktion, geänderter Öffnungszeit, Einladungen zum Kaffeeklatsch via Zoom etc.
  • Detailliertere Informationen über Projekte, Termine und Anliegen einzelner Gruppen werden über die neue Homepage (https://norden.mehrgenerationenhaus.de) vermittelt.
  • Einrichtung regelmäßiger, digitaler Zusammenkünfte (Teetrinken mit Alexa am Dienstag, Kaffeeklatsch mit Eva am Mittwoch) zwecks Kontaktpflege und Beteiligung.
  • Videos zu aktuellen Themen und mit Anregungen (zB: Gymnastik für Zuhause, Hände richtig reinigen, Kreativangebot für kleine Forscher…) wurden erstellt und auf dem Youtube Kanal der Kvhs Norden hinterlegt und auf der Homepage des Mehrgenerationenhauses eingebettet/ zugänglich gemacht!
  • Im Rahmen der regelmäßigen digitalen Zusammenkünfte wurde ein „digitaler Adventskalender“ mit vielfältigen, multimedialen Inhalten erarbeitet. Dieser soll sowohl neue Besucher*innen anlocken als auch alle Beteiligten im Umgang mit den verschiedenen Techniken üben.
  • Ab Januar wird der Adventskalender durch die Vorstellung der Offenen Treffs zum Beispiel in Form von Videoporträts auf Youtube und der MGH Homepage ersetzt.
  • Entsprechende Schulung helfen bei der Homepagegestaltung und Videoerstellung.

Werbematerial, welches auf die Homepage und die Broadcastgruppe (zB: Sonderseite im Kvhs-Programmheft) hinweißt, wird noch erstellt.

Es gelang innerhalb der letzten Monate dank der Prozessbegleitung durch Timo Schneider und der Förderung durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich (www.moin-zusammen.de), für die im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ das Bundesfamilienministerium und der Landkreis Aurich Mittel zur Verfügung gestellt haben, technische Infrastrukturen zu schaffen und notwenigen Kompetenzen zu erwerben, um Begegnung und Beteiligung auf digitaler Ebene und damit „auf Distanz“ umsetzen zu können.

An dieser Stelle: „Danke für das Engagement und die geduldige Begleitung und Ermutigung !“  😊

Danke auch von Seiten der PfD für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit. Das Beispiel zeigt, dass man auch „kurzerhand“ zur Umsetzung von Ideen kommen kann. Schnelles Agieren und Lockerheit gehören dabei zusammen. Manchmal scheitern Projektideen, weil der Perfektionsanspruch sich als Hemmschuh erweist. Der PfD-Koordinator Martin Gohlke sagte dazu in einem Interview: „Einfach machen! Gesellschaftlich steht das „Höher, Schneller, Weiter“ schon lange in der Kritik – aber das zeigt nur selten Konsequenzen. Hinter unserem Rücken regiert der oft von Angst beherrschte Grundsatz, das alles sehr gut sein muss. Ein möglicher Ausdruck davon ist der allgemeine Evaluierungswahn. Und der geht – nur scheinbar paradoxerweise – oft mit einer inhaltlichen Verflachung einher.“