Kulturelle und religiöse Vielfalt in der KiTa als Chance ergreifen

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Vom Europhaus Aurich erhielten wir den folgenden Bericht über die zweitägige Konferenz „Kulturelle und religiöse Vielefalt in der KiTa als Chance ergreifen“, die vom 29.-30. November 2022 in den Seminarräumen des Europahauses tagte. Die PfD freut sich, dass trotz des zugespitzten Personalmangels und der Corona-Pandemie 21 Leitungskräfte aus den Kinder- und Tagesstätten unseres Landkreises an der Tagung teilnehmen konnten.

Ausgangslage für die Planung und Durchführung der Konferenz war die positive Auswertung eines Seminars im vergangenen Jahr, das eine ähnliche Zielsetzung in den Blick genommen hatte. Die Teilnehmenden (TN) hatten damals empfohlen, kulturelle und religiöse Vielfalt weiterhin thematisch aufzugreifen, da es die Arbeitsrealität des pädagogischen Fachpersonals in den Einrichtungen spiegelt und wichtige Ansätze für die qualitative Weiterentwicklung geboten wurden. Kinder und Familien unterschiedlicher Kulturen und Religionen finden gemeinsam in der Lebens- und Bildungswelt Kindertagesstätte (KiTa) zusammen und bringen verschiedene religiöse sowie weltanschauliche Vorstellungen mit. Das Europahaus Aurich nahm diese Anregung auf und plante eine entsprechende Veranstaltung, welche mit finanzieller Unterstützung durch die „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich“ realisiert werden konnte. Konzeptionell unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Arbeitsstelle für evangelische Religionspädagogik in Ostfriesland (ARO).

Die Führungskräfte aus den KiTa’s nahmen zwei Tage lang einen ganzen Blick auf die vielschichtigen Probleme der interreligiösen Intoleranz in ihren Einrichtungen.

Bereits vor Beginn der beiden Veranstaltungstage hatten die TN die Möglichkeit in einen ersten lockeren Austausch miteinander zu treten und einige der bereitgestellten Materialien zu begutachten. Offizieller Beginn der Veranstaltung war dann am 29. November um 11.00 Uhr, als die Teilnehmenden von Jenna Hartmann begrüßt und in das Haus sowie das bevorstehende Programm eingeführt wurden. Als Einstieg für die inhaltliche Zusammenarbeit stand als Erstes das gegenseitige Kennenlernen auf dem Programm. Zu diesem Zweck hatte Hartmann ein Bewegungsspiel („Ich“, „Ich nicht“) sowie anschließend eine kleine Umfrage per Abstimmungstool mentimeter vorbereitet. In der anonymen Abfrage ging es um den persönlichen Hintergrund, mit dem die Fachkräfte an der Veranstaltung teilnehmen (Alter, Staatsangehörigkeit, (nicht) vorhandene Migrationserfahrung, Trägerschaft der Einrichtung, in der man die Ausbildung absolviert hat, Trägerschaft der Einrichtung, in der man aktuell arbeitet, etc.). Die mentimeter-Umfrage wurde ganz bewusst für diesen Zweck gewählt, weil die Angaben eben anonym erfasst werden. Den Teilnehmenden wurde freigestellt, ob sie sich beteiligen wollen oder nicht und konnten auch, wenn sie sich für die Teilnahme entschieden hatten, einzelne Fragen überspringen. Die Ergebnisse wurden innerhalb der Gruppe transparent gemacht und es fand im Anschluss im Plenum ein kurzer Austausch dazu statt, bevor die Gruppe ein gemeinsames Mittagessen wahrnahm.

Nach der Mittagspause wurde die Hinführung ins Thema fortgesetzt mittels einer Reflexionsarbeit, die ebenso maßgeblich mit der Methode mentimeter durchgeführt wurde. Die Fragen für diese Einheit wurden einer Repräsentativuntersuchung zur interreligiösen Bildung in Kindertageseinrichtungen entlehnt. Im Anschluss untersuchten die Teilnehmenden die Ergebnisse und hinterfragten, welche Rückschlüsse sich daraus ggf. ableiten ließen.

Nach einer gemeinsamen Tee- und Kaffeepause am Nachmittag übernahm Dr. Helgard Jamal die weitere inhaltliche Ausgestaltung, indem sie zunächst einen Vortrag über interreligiöse Bildung hielt. Dr. Jamal machte darin deutlich, dass die Arbeit in Kindertagesstätten hochpolitisch ist und dass die politische und interreligiöse Verständigung vor Ort (und weltweit) weiterhin unerlässlich sei. Zur Thematisierung hat Dr.  Jamal eine Konzeption der interreligiösen Bildung entwickelt, die praktische Methoden für den Alltag beinhaltet. Nach ihrem Vortrag und einer kurzen Pause führte sie die Teilnehmenden in die Methode ein, indem sie das sogenannte „Biblische Bodenbild interreligiös“ anhand der Abraham-Erzählung mit den Teilnehmenden durchführte.

Nach diesem ersten intensiven Tag gestaltete Jenna Hartmann eine kurze gemeinsame Reflexionsrunde und bot den Teilnehmenden einen kurzen Ausblick auf den folgenden Tag. Im Anschluss hatte alle die Möglichkeit ein gemeinsames Abendbrot sowie ein gemütliches Beisammensein in den Räumen des Europahauses wahrzunehmen.

Der nächste Veranstaltungstag wurde recht früh begonnen, weil der Abschluss am frühen Nachmittag erfolgen sollte und auch das Programm des zweiten Tages recht gefüllt war. Hartmann eröffnete die inhaltliche Arbeit mit einem einführenden Vortrag zu Umsetzungsmöglichkeiten für eine vielfaltsbewusste Praxis, in dem sie u. a. auf bereits erprobte Materialien und Methoden einging (z. B. Persona Dolls®), wie sie vom Institut für den Situationsansatz/der Fachstelle Kinderwelten eingesetzt werden. Der Vortrag diente auch dazu, an die gemeinsame Arbeit des Vortages anzuschließen. Nach einer gemeinsamen Pause erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit Dr. Jamals methodisches Vorgehen noch anhand von zwei weiteren, aufeinander folgenden Erzählungen zu erproben. Die Reflexion sowohl der Methode als auch der Veranstaltung insgesamt erfolgte nach einem gemeinsamen Mittagessen.

Alles in allem bewerteten die Teilnehmenden die Veranstaltung als sehr gelungen, wenngleich sie auch deutlich machten, dass es derzeit noch schwieriger ist als sonst (Corona, Personalmangel) an Veranstaltungen teilzunehmen; insbesondere, wenn diese mehrtägig sind. Sie regten an zu überdenken, ob auch eine eintägige Veranstaltung zu der Thematik zukünftig grundsätzlich denkbar wäre. Angesichts der positiven Rückmeldungen ist das Europahaus sehr erfreut, dass es die Veranstaltung auch dank der Unterstützung durch die „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich“ durchführen konnte.