220 Auricher*innen setzen sich mit Flucht und Vertreibung auseinander

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Im Folgenden lassen wir die Ostfriesischen Nachrichten zu Wort kommen, die über das von 220 Auricher*innen besuchte Theaterstück „Nach Europa“ berichteten. Das Theaterstück war vom Bündnis „Auricher zeigen Gesicht“ in unseren Landkreis geholt worden; die „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) unterstützte das Projekt mit ihrem Know-How und finanziell. Das Bündnis „Auricher zeigen Gesicht“, das sich gegen Rassismus und Diskriminierung ausspricht, über 100 Mitglieder hat und ganz im Geist von „Demokratie leben!“ arbeitet, wird von Jörg Köhler geleitet, der auch im Begleitausschuss der PfD mitarbeitet.

Das Bild geibt einen Eindruck von der gewählten Kunstform der Theaterleute.
Das Bild geibt einen Eindruck von der gewählten Kunstform der Theaterleute.

Eine Reise nach Europa in der Stadthalle Aurich
Hubschraubergeräusch in der Auricher Stadthalle. Lichtschein erschreckt den Zuschauer fast ein wenig, Stimmen im Hintergrund, dann irgendwann Stille und zwei Menschen im Boot. Sie stellen sich als Mensch vor, namenlos, nur Mensch oder gerade als Mensch. Der eine Christ, der andere Moslem.
Die beiden Schauspieler Till Florian Beyerbach und Lukas Ullrich, die unter dem Namen „Eure Formation“ nach Play Luther nun mit ihrem zweiten Stück „Nach Europa“ auf Tour durch Deutschland und den Nachbarländern unterwegs sind, machten am vergangenen Freitag mit zwei Aufführungen in Aurich halt. Am Vormittag konnte die Realschule Aurich im Beisein vom SPD Europaabgeordneten Tiemo Wölken die beschwerliche Reise nach Europa mit erleben.
Am Abend dann wurden die Besucher gefangen von der Inszenierung, der Performance, sie wurden quasi über das ganze Stück durch die imposante Lasershow mit Lichtwänden mit auf die Reise genommen. Einer Reise, die beschwerlich ist mit Durst und Hunger, aber auch mit Visionen über das Ziel Europa, wo man herzlich empfangen werden würde mit Kleidung, ausreichend Essen. „Würden wir jemals ankommen“, so immer wieder die Zweifel der beiden, die wahrlich nicht immer nett miteinander umgehen. Es wird sich beschimpft, Aggressionen kommen auf, man streitet über den wahren Gott, aber der ist nicht ortsgebunden, dann treibt der Hunger sie in Resignation. Letztlich sind sie aufeinander angewiesen. Auf der Flucht eine Begegnung mit einem Kreuzfahrtschiff, sie fangen fast an zu fantasieren, saufen fiktiv Champagner, fischen eine Milchschnitte aus dem Meer, der Moslem will „den Müll von Europa“ nicht essen.
Zwischendrin wird der Zuschauer Zeuge eines Dialoges zwischen zwei Präsidenten, bekommt ein wenig Geschichtsunterricht der letzten Jahrhunderte und dann geht’s zurück in die harte Realität, Sturm und eine nicht endende Reise ins gelobte Europa. Die beiden Schauspieler schaffen es das Publikum mitzunehmen, sie mit dem
Thema Flucht, Demokratie und Freiheit zu konfrontieren. Am Ende bleibt ein wenig offen, ob sie das Ziel wirklich erreicht haben.                                                                                                                                                                             Die Aufführungen in Aurich waren möglich geworden, weil der Veranstalter „Auricher zeigen Gesicht“ örtliche Sponsoren gewinnen konnte und die „Partnerschaft für Demokratie“ PfD) im wahrsten Sinne des Wortes „im Boot“ hatte. Die PfD fördert und unterstützt seit fünf Jahren Projekte zum Thema Demokratie und Rassismus mit Mitteln aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der Veranstalter bedankte sich schließlich auch bei der Stadt Aurich, die ebenso diese Aufführungen unterstützt hat mit dem Ziel, dass die freiheitliche Demokratie ein hohes Gut ist und jeden Tag eine neue Herausforderung ist.