„Kompetent gegen rechte Sprüche“ – Ganztagesveranstaltung im Europahaus Aurich

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Jenna Hartmann bei der Eröffnung der Veranstaltung.
Jenna Hartmann bei der Eröffnung der Veranstaltung.

Jenna Hartmann, pädagogische Mitarbeiterin im Europahaus, übermittelte uns den folgenden Sachbericht zum Projekt „Kompetent gegen rechte Sprüche“, das am 12. November 2020 stattfand. Der Bericht umfasst sowohl einen tabellarischen Überblick wie Texte zu den einzelnen Einheiten. Ein solcher Bericht ist verpflichtend für alle Projektträger der PfD; sofern das gewünscht wird, hilft der PfD-Koordinator.

Es ist nach 2019 das zweite Mal, das dieses Projekt aufgelegt wurde; der Begleitausschuss (Bga) der PfD würde sich freuen, wenn er auf seiner nächsten „März-Sitzung“, wenn traditionell die Diskussion der Anträge den Schwerpunkt der Tagesordnung bilden, wieder über einen Antrag von Frau Hartmann entscheiden kann.

Veranstaltung Kompetent gegen rechte Sprüche“ 2019 Projektnummer 2020-46, Einzelmaßnahme: 37.
Termin 12.11.2020
Programmtage 1 Tag
Unterrichtseinheiten 7,33 Unterrichtsstunden à 45 Minuten (5,5 Zeitstunden)
Teilnehmerzahl 24 Teilnehmer*innen
Zielgruppe alle Interessierten
Ziele Die Teilnehmer*innen sollen:

§  sich mit Rassismus, Diskriminierung und anderen Phänomenen auseinandersetzen, die sich innerhalb der deutschen Gesellschaft, aber auch insbesondere im Raum Ostfriesland zeigen

§  eigene Haltungen und Vorurteile reflektieren

§  Handlungsmöglichkeiten erarbeiten, wenn in ihrer Gegenwart extreme rechte Einstellungen enttabuisiert werden und Zustimmung erfahren

§  erproben, wie sie argumentativ und körpersprachlich reagieren können

Die vorgenannten Lernziele wurden erreicht.

Veranstaltungsleitung

Referent*innen

 

Jenna Hartmann, Ute Beyer-Henneberger (ARO)

Saskia Buschmann, Monja Krafft, Angelika Heinich

Veröffentlichung Homepage, soziale Medien (facebook), Presseinformation vor Veranstaltungsbeginn

 

Durchgeführtes Programm

 

Freitag
9.00 – 9.15 Uhr Begrüßung und Einführung in den Tagesablauf; Jenna Hartmann
9.15 – 10.15 Uhr Vortrag: „Rechte Kriminalität in Ostfriesland und im Netz“, Referentin: Saskia Buschmann, Polizeioberkommissarin, Polizeidirektion Aurich-Wittmund
10.15 – 10.30 Uhr Kurze Pause
10.30 – 11.15 Uhr Thematischer Einstieg mittels Zitronen-Übung, Referentin: Monja Krafft
11.15 – 12.45 Uhr Workshop I: Supervisorischer Workshop, um besser auf rechte Parolen reagieren und sich mehr Spielraum verschaffen zu können, Referentin: Dr. Ute Beyer-Henneberger
12.45 – 13.30 Uhr Mittagspause
13.30 – 15.00 Uhr Workshop II: Körpersprache-Coaching, um angemessen in schwierigen Situationen auftreten zu können, Referentin: Angelika Heinich
15.00 – 15.30 Uhr „Regenbogen über Rostock“, musikalischer Abschluss durch Jan Janssen; Auswertung, Ausblick, Verabschiedung

Bericht zur o. g. Veranstaltung:

Das Europahaus Aurich, das Regionale Pädagogische Zentrum der Ostfriesischen Landschaft (RPZ) sowie die Arbeitsstelle Religionspädagogik Ostfriesland (ARO) haben sich 2018 zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Tagesveranstaltung durchzuführen. Die diesjährige Veranstaltung ist somit bereits die dritte Veranstaltung dieser Art in Folge, davon zum zweiten Mal zum Thema „Kompetent gegen rechte Sprüche“. Finanzielle Unterstützung erhielt die Veranstaltung durch „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich“.

Ausgangslage für die Planung und Durchführung der Veranstaltung war die anhaltende gesellschaftliche Debatte um rechte Parolen, welche zum Teil immer öfter auch öffentlich und lautstark herausposaunt werden. Hinzu kam, dass im Frühjahr des Jahres 2020 eine Anschlagsserie rechter Gewalt die Menschen in der Bundesrepublik erschütterte. Rechte Ideologien und Parolen sind dafür der Nährboden, der Täter ermutigt, ihre rassistischen Gedanken und Fantasien in die Tat umzusetzen. Aktuell werden (immer noch) Anti-Corona-Demonstrationen für antisemitische und antidemokratische Ziele instrumentalisiert. Viele Menschen hatten und haben das Gefühl, dass es dringend Zeit ist, Hetze und Diffamierungen entgegenzutreten, also kompetent auf rechte Sprüche zu reagieren. Neben diesen Beispielen gibt es zudem Alltagsrassismus, der sich oft in ganz alltäglichen Situationen wiederfindet – Stammtischparolen, die sich jedoch nicht auf den Stammtisch beschränken. Es gibt Menschen, denen diese Situation auch aus ihrem Berufsalltag nicht fremd ist und sie fragen sich: Wie reagiere ich angesichts dieser Situation? KiTa und Schule sind ebenso betroffen wie weitere gesellschaftliche und berufliche Kontexte. Ziel der Veranstaltung war, die Teilnehmenden mutig und gestärkt in ihren (Berufs-) Alltag zurückkehren zu lassen, um rassistischen Äußerungen besser entgegentreten und professionell handeln zu können.

Der Fokus der Veranstaltung „Kompetent gegen rechte Sprüche“ lag deshalb auf einem Handlungs- und Argumentationstraining, in dem in Bezug auf menschenverachtende Einstellungen und Diskriminierung sensibilisiert wurde und Strategien erarbeitet wurden, den Provokationen zu begegnen; sowohl verbal, als auch durch eine angepasste Körpersprache.

Um den Teilnehmenden eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik sowie eine aktive Beteiligung am Workshop zu ermöglichen, war die Teilnehmer*innenanzahl auf max. 20 Personen begrenzt worden. Der gesamte Tag war dabei ursprünglich als reine Präsenzveranstaltung geplant. Aufgrund der Covid-19 Pandemie und steigender Fallzahlen im Landkreis Aurich, war einigen Teilnehmenden durch ihre Arbeitgeber eine Teilnahme an Präsenz-Fortbildungen etwa eine Woche vor Veranstaltungsbeginn untersagt worden. Dies hatte die Anfrage zur Folge, ob auch eine Hybrid-Lösung oder die Umwandlung in ein reines Online-Seminar möglich wäre. Die Veranstaltenden haben sich daraufhin entschlossen eine Abfrage unter den angemeldeten zwanzig Teilnehmenden durchzuführen, mit dem Ergebnis, dass sechs ein Online-Angebot wahrnehmen wollen würden. Die Veranstaltenden haben aus diesem Grund ein Hybrid-Seminar ermöglicht. Dreizehn Teilnehmenden erschienen für die Präsenzveranstaltung im Europahaus und sechs Teilnehmende waren online zugeschaltet. Der technische Aufwand für die Veranstaltung erhöhte sich dadurch beträchtlich, ebenso ergab sich ein personeller Mehraufwand in der Vorbereitung, der Ablauf der Gesamtveranstaltung blieb von dieser Veränderung jedoch weitestgehend unberührt. Lediglich die Doppelung der Workshops in zwei Phasen war nicht mehr notwendig.

Die Einführung in die Thematik erfolgte durch einen Vortrag von Saskia Buschmann, Polizeioberkommissarin der Polizeidirektion Aurich-Wittmund, zum Thema „Rechte Kriminalität in Ostfriesland und im Netz“. Frau Buschmann legte im Rahmen ihres Vortrages unter anderem dar, welche rechten Gruppierungen bekannt sind, welche von diesen auch in Ostfriesland aktiv sind und erläuterte die durch die Polizei erhobenen Daten zu rechter Gewalt. Darüber hinaus ging sie darauf ein, welche Taten und Äußerungen einen Straftatbestand erfüllen. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit Nachfragen zu stellen.

Nach diesem informierenden Einleitungsteil gestaltete Monja Krafft den Einstieg in die praktische Weiterarbeit mittels einer „Zitronen-Übung“. Die Übung dient u. a. der Sensibilisierung für Heterogenität innerhalb von Gruppen und der Entwicklung einer kritischen Haltung gegenüber Kulturalisierungen von Gruppen.

Als nächstes gestaltete Dr. Ute Beyer-Henneberger einen supervisorischen Workshop, um auf rechte Parolen besser reagieren und sich mehr Spielraum verschaffen zu können. Dabei ging es sowohl um die Arbeit an der inneren Haltung als auch um die Entwicklung von Strategien, die helfen können. Frau Dr. Beyer-Henneberger griff dabei u. a. auch auf die Arbeit von Klaus-Peter Hufer zurück. Die Teilnehmenden erhielten die Möglichkeit in Gruppen vor Ort bzw. online das Gelernte mehrfach zu erproben und ihre erarbeiteten Strategien ggf. anzupassen.

Nach der Mittagspause wurde die praktische Erarbeitung fortgesetzt, indem Angelika Heinich mittels Körpersprache-Coaching verdeutlichte, wie Machtstrukturen in Kommunikation wirken und wie verbale Argumente durch eine angepasste Körpersprache verstärkt werden können. Die Teilnehmenden erhielten auch hier die Möglichkeit in die praktische Erprobung zu gehen und reflektierten die Wirkung im Anschluss.

Zum Ausklang des Tages und zur Überraschung der Teilnehmenden hatten sich die Veranstaltenden etwas Besonderes überlegt: Sie hatten einen lokalen Musiker eingeladen, der insbesondere für seine sozialkritischen Werke bekannt ist. Schließlich waren die Teilnehmer*innen eingeladen, an einer kurzen Feedbackrunde im Plenum teilzunehmen bzw. ein schriftliches Feedback (wahlweise Evaluationsbogen oder Online-Evaluation) abzugeben. Damit endete die Veranstaltung.

Die Auswertung des schriftlichen Feedbacks ergab, dass die Veranstaltung mit ‚gut-sehr gut‘ durch die Teilnehmenden bewertet wurde. Dieses Ergebnis sowie die Tatsache, dass auch in diesem Jahr wieder mehr Interessent*innen als Plätze vorhanden waren, bestärkt die Veranstaltenden auch im kommenden Jahr erneut eine Veranstaltung zu dieser Thematik anzubieten.