Ganztagesveranstaltung gegen rechte Sprüche

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Die PfD konnte dieses Jahr die „Arbeitsstelle Religionspädagogik Ostfriesland“ (ARO) als neuen Projektträger begrüßen. Der Antrag der AR0 auf finanzielle Unterstützung einer Ganztagesveranstaltung wurde von der 25. Vollversammlung des Begleitausschusses der PfD im März 2021 geprüft und angenommen – die ARO hatte das Konzept dem Bga erläutert, anschließend konstatierte der Bga die Kompatibilität mit den Leitlinien von „Demokratie leben!“. Die PfD freut sich, dass das Projekt wie angekündigt umgesetzt werden konnte; in Zeiten der Pandemie ist das alles andere als selbstverständlich. Wir veröffentlichen im Folgenden den zweiten Teil des Projektberichts der ARO:

Dem Grußwort der PfD folgte der Input eines Experten.

Das Europahaus Aurich, das Regionale Pädagogische Zentrum der Ostfriesischen Landschaft (RPZ) sowie die Arbeitsstelle Religionspädagogik Ostfriesland (ARO) haben sich 2018 zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Tagesveranstaltung durchzuführen. […] Finanzielle Unterstützung erhielt die Veranstaltung durch die „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich“.

Ausgangslage für die Planung und Durchführung der Veranstaltung war die anhaltende gesellschaftliche Debatte um rechte Parolen, welche zum Teil immer öfter auch öffentlich und lautstark herausposaunt werden. Hinzu kam, dass im Frühjahr des Jahres 2020 eine Anschlagsserie rechter Gewalt die Menschen in der Bundesrepublik erschütterte. Kurz darauf erfasste die Covid-19 Pandemie die gesamte Welt, was auch innenpolitisch bestehende Spannungen und gesamtgesellschaftlich geführte Debatten verschärfte. Die Pandemie wirkte wie ein Brennglas und feuerte ohnehin schon schwelende Ressentiments noch zusätzlich an. Rechte Ideologien und Parolen bieten einen Nährboden, der Menschen ermutigt, ihre rassistischen Gedanken, Fantasien und Verschwörungstheorien deutlich zu verbalisieren. Dabei werden über vielfältige Kanäle Mittel und Wege gesucht, um dies zu transportieren. Ein effektives Mittel ist dabei die Musik, durch die über bewusste sowie unbewusste Wahrnehmungen und Höreindrücke Botschaften vermittelt werden. Sie suggeriert zudem ein Gemeinschaftsgefühl, auf das in anderen Zusammenhängen derzeit oft immer noch verzichtet werden muss. Darüber hinaus geht die musikalische Sozialisation, speziell von Jugendlichen, mit der politischen Sozialisation Hand in Hand. Jugendliche tauschen sich untereinander in den sozialen Medien darüber aus, welche Musik sie konsumieren, diskutieren über die Liedtexte und bilden allgemein ihre Weltanschauung aus. So kann der Konsum dieser Art von Musik zur individuellen Radikalisierung beitragen. Viele Menschen hatten und haben das Gefühl, dass es dringend Zeit ist, Hetze und Diffamierungen entgegenzutreten, also kompetent auf rechte Sprüche zu reagieren. Neben diesen Beispielen gibt es zudem Alltagsrassismus, der sich oft in ganz alltäglichen Situationen wiederfindet – Stammtischparolen, die sich jedoch nicht auf den Stammtisch beschränken. Es gibt Menschen, denen diese Situation auch aus ihrem Berufsalltag nicht fremd ist und sie fragen sich: Wie reagiere ich angesichts dieser Situation? KiTa und Schule sind ebenso betroffen wie weitere gesellschaftliche und berufliche Kontexte. Ziel der Veranstaltung war, die Teilnehmenden mutig und gestärkt in ihren (Berufs-) Alltag zurückkehren zu lassen, um rassistischen Äußerungen besser entgegentreten und professionell handeln zu können.

Der Fokus der Veranstaltung „Kompetent gegen rechte Sprüche“ lag deshalb auf einem Handlungs- und Argumentationstraining, in dem in Bezug auf menschenverachtende Einstellungen und Diskriminierung sensibilisiert wurde und Strategien erarbeitet wurden, den Provokationen zu begegnen; sowohl verbal, als auch durch eine angepasste Körpersprache.

Um den Teilnehmenden eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik sowie eine aktive Beteiligung am Workshop zu ermöglichen, war die Teilnehmer*innenanzahl auf 15 Personen begrenzt worden. Der gesamte Tag war als reine Präsenzveranstaltung geplant und konnte auch als solche durchgeführt werden unter Einhaltung der 3-G Regelung.

Die Einführung in die Thematik erfolgte durch einen Vortrag von Dr. Andreas Mertin, Publizist, Ausstellungskurator und Medienpädagoge, zum Thema „Wie (rechte) Verschwörungstheorien Populärkultur wurden und was die Schule damit zu tun hat“. Dr. Mertin legte im Rahmen seines Vortrages unter anderem dar, seit wann Verschwörungstheorien verstärkt aufgekommen sind und welche von diesen besonders in den vergangenen Jahrzehnten mehr Beachtung erhielten. Darüber hinaus legte er dar, wie eine Vernetzung zwischen unterschiedlichen bekannten Verschwörungstheoretiker*innen mittlerweile über die sozialen Netzwerke erfolgt und wie es ihnen gelingt Aufmerksamkeit zu generieren. Nach einer Analyse unterschiedlicher Musikbeiträge, erörterte Dr. Mertin mögliche Handlungsansätze insbesondere für Pädagog*innen. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit Anmerkungen zu formulieren und Nachfragen zu stellen.

Nach diesem informierenden Einleitungsteil und einer kurzen gemeinsamen Pause, moderierte Jenna Hartmann eine kurze Vorstellungsrunde. Dies diente dem Zweck, dass die Teilnehmenden sich untereinander etwas kennenlernen, bevor sie in die gemeinsame Arbeit in den Workshops einsteigen.

Als nächstes gestaltete Angelika Heinich ein Körpersprache-Coaching und verdeutlichte darin, wie Machtstrukturen in Kommunikation wirken und wie verbale Argumente durch eine angepasste Körpersprache verstärkt werden können. Die Teilnehmenden erhielten die Möglichkeit in die praktische Erprobung zu gehen und reflektierten die Wirkung im Anschluss.

Nach einer gemeinsamen Mittagspause wurde die praktische Erarbeitung fortgesetzt, indem Dr. Ute Beyer-Henneberger einen supervisorischen Workshop gestaltete, damit die Teilnehmenden erproben konnten, wie sie angemessen auf rechte Parolen reagieren und sich so mehr Spielraum verschaffen können. Im Fokus standen dabei sowohl die Arbeit an der eigenen inneren Haltung als auch die Entwicklung von Strategien, die helfen können. Frau Dr. Beyer-Henneberger griff in diesem Zusammenhang u. a. auch auf die Arbeit von Klaus-Peter Hufer zurück. Die Teilnehmenden erhielten die Möglichkeit in Gruppen das Gelernte mehrfach zu erproben und ihre erarbeiteten Strategien ggf. anzupassen.

Zum Ausklang des Tages waren die Teilnehmer*innen eingeladen, an einer kurzen Feedbackrunde im Plenum teilzunehmen.