Die weltanschauliche und religiöse Toleranz zu stärken, ist ausdrücklicher Bestandteil der Leitlinien des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Die „Partnerschaft für Demokratie“ im LK Aurich – ein Kind von „Demokratie leben!“ – achtet darauf, auch diesbezüglich orientierte Projekte zu kreieren und zu fördern. Ein gutes Beispiel ist dafür das Projekt „Gebetomat“, das unter der Leitung von Frau Verena Dierks von der Diakonie Aurich vier Monate im Landkreis Aurich unterwegs war. PfD-Koordinator Martin Gohlke betonte bei seinen Begrüßungsworten im Familienzentrum Aurich zum Auftakt des Projektes, dass religiöse Toleranz auch Toleranz gegenüber Atheist*innen einschließt. Der Gebetomat biete auch nichtreligiösen Menschen die Möglichkeit, sich in Auseinandersetzung mit religiösen Schriften über Sinn- und andere existentielle Fragen zu orientieren.
Nachfolgend der Projektbericht von Verena Dierks zum Gebetomat und der Stärkung religiöser und kultureller Vielfalt im Kreis Aurich:
Zwischen August 2017 und November 2017 stand der Gebetomat an drei verschiedenen Standorten im Kreis Aurich. Ursprünglich als Kunstobjekt geplant, hat der Automat vom Berliner Künstler Oliver Sturm in Aurich vor allem zwei wichtige Aufgaben erfüllt. Einerseits machte er aufmerksam auf freie Religionsausübung und freie Wahl des eigenen Glaubens und stand als religiöser Raum im Kleinformat zur Verfügung. Andererseits ermöglichte er auditive Einblicke in andere Religionen und Kulturen über das gemeinsame Element des Gebets. So sollten eventuelle Hemmschwellen bei den Auricher Bürger*innen gesengt und der erste Schritt hin zu einem vielfältigen Miteinander getan werden.
Auch wenn viele Auricher zuerst skeptisch waren, sorgte der Gebetomat an vielen Stellen für Aufmerksamkeit und positive Resonanz. So kamen zur Auftaktveranstaltung am 10. August fast 60 Gäste ins Familienzentrum. Das Thema Religion im öffentlichen Raum sichtbar zu machen ist durch eine gute Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gelungen. Der Gebetomat schaffte es dabei bis zum NDR in die Vorabendsendung „Hallo Niedersachsen“ und ins Radio bei FFN und Antenne Niedersachsen.
In der IGS Aurich wurde der Gebetomat vielfach ausprobiert und genutzt. Auch hier fanden viele den großen Automaten anfangs komisch. Die Rückmeldungen zeigten jedoch, dass er in den Pausen selten leer blieb. Seit Oktober stand der Gebetomat dann in Ostgroßefehn im Bürgerhaus. Der besondere Fokus sollte hier vor allem darauf liegen, den Gebetomaten auch im ländlichen Raum außerhalb des Stadtgebiets verfügbar zu machen, um gerade hier den Blick auf eine vielfältige Gesellschaft zu richten und den Gebetomat als Wissensvermittlung über anderen Kulturen und Religionen zu nutzen.
Durch die PfD konnten die Mietkosten des Gebetomats finanziert werden. Das ermöglichte uns die Gestaltung eines Rahmenprogramms mit Musik, Theater und Vortrag. Gerade die Auftaktveranstaltung im August, die während des Begegnungscafés der Flüchtlingshilfe Aurich e.V. stattfand, konnte gleichzeitig auf die regionale Flüchtlingsarbeit aufmerksam machen. Die neu geknüpften Kontakte erklärten sich gegenseitig die Gebete aus dem Gebetomaten und machten ihren kulturellen und religiösen Hintergrund zum abendlichen Gesprächsthema.