Wanderausstellung „Bibelfliesen Vertreibung“

Veröffentlicht von

Die PfD und ihre Projektträger versuchen die Projekte trotz der Pandemie umzusetzen. Aber nicht immer gelingt das, denn verschiedene Vorhaben sind ohne einen unkomplizierten öffentlichen Zugang gar nicht zu verwirklichen. Zuweilen ziehen sich durch die Pandemiewellen Projekte auch über zwei Kalenderjahre. Das ist dann haushaltstechnisch ein Problem.

Mit Wanderausstellungen, die speziell für die Interessenslage in unserem Landkreis konzipiert sind und im Idealfall in allen vier Stadtgemeinden, den beiden Samtgemeinden und den neun Einheitsgemeinden unseres Landkreises zum Tragen kommen, hat das „Dokumentationszentrum Gnadenkirche Tidofeld“ gute Erfahrungen gemacht – siehe dazu den vorherigen Artikel auf dieser Homepage. Grund genug, diese Methode auch bei einem anderen Thema wirken zu lassen – erfahren wir mehr aus dem Projektbericht von Lennart Bohne:

Wanderausstellung „Bibelfliesen Flucht und Vertreibung“

Durch Förderung der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich als Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend war es der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen möglich, im zweiten Halbjahr 2021 die Wanderausstellung „Bibelfliesen Flucht und Vertreibung“ zu realisieren. Die Eröffnung erfolgt – sobald es die allgemeine Situation wieder zulässt – zu Beginn des Jahres 2022.

Texttafel mit Förderhinweis.

Mit der Wanderausstellung „Bibelfliesen Flucht und Vertreibung“ werden mehrere Ziele verfolgt: Anhand des jahrhundertealten Kulturguts „Bibelfliese“ wird ein aktuelles Thema bearbeitet. In den Niederlanden entstanden ab dem frühen 17. Jahrhundert Gebrauchsfliesen mit weltlichen Motiven, Landschafts- und Tiermotiven oder Bildern aus dem Alten und Neuen Testament. Die Fliesen fanden ihre Verbreitung im gesamten nördlichen Europa. Die Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen hat bereits 2016 einen kleinen Band veröffentlicht, der Bibelfliesen-Bilder zu den Themen „Flucht und Vertreibung“ versammelt, beginnend mit der Vertreibung aus dem Paradies bis hin zum Schiffbruch des Paulus vor Malta.

Nun wurde eine Auswahl dieser Bilder und weitere Fliesenmotive in eine Wanderausstellung überführt: 16 Fliesenbilder, die biblische Stellen mit Flucht- und Vertreibungsszenen zeigen, finden auf großen, mobilen Präsentationseinheiten – Aufsteller 1x2m – Platz. Jedes einzelne Fliesenbild wird mit Hilfe der entsprechenden Bibelstelle verortet und mit einem Zitat aus den Bildbetrachtungen des Begleitbandes unterschrieben.

Ausstellungs-Impressionen.

Um einen weltlichen Bezug herzustellen wurden Interviews geführt mit vier Menschen, die Flucht- und Vertreibungserfahrungen in ihrer Biographie tragen. Ob als Vertriebener aus den ehem. deutschen Ostgebieten, Bootsflüchtling aus Vietnam oder Asylbewerberin in der jüngsten Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland – in den Interviewsequenzen beziehen die Interviewpartner*innen einzelne Fliesenbilder auf ihre eigene Lebensgeschichte. Auf diese Weise wird deutlich, dass es sich um ein Menschheitsthema handelt, dass somit bereits in den großen Buchreligionen vorkommt. Dabei ist zuweilen eine erstaunliche Aktualität zu konstatieren, bspw. können bei der Bibelszene, in der Paulus vor Malta Schiffbruch erleidet, Verbindungen gezogen werden zur heutigen Flucht über das Mittelmeer. Auf diese Weise soll die Ausstellung Perspektiven eröffnen und zum Nachdenken anregen.

Um die Interviews zu präsentieren, hat die Dokumentationsstätte der Ausstellung mobile Medienstationen (Rechnereinheit, Touchscreen und Kopfhörer) gestiftet. Außerdem sind die Stationen mit einer integrierten Vitrine ausgestattet, in denen Originalfliesen ausgestellt werden können. Nach erstmaliger Präsentation im Frühjahr 2022 – sobald es die allgemeine durch die Covid 19-Pandemie bedingte Situation es wieder zulässt – soll die Ausstellung unentgeltlich auf Wanderschaft gehen und gleichermaßen biblische wie weltlich-menschliche Perspektiven von Flucht und Vertreibung versammeln. Die Ausstellung verfolgt ausdrücklich keine missionarischen Zwecke, sondern lädt zur kritischen Auseinandersetzung ein. Zielgruppe sind Kultureinrichtungen, Schulen, außerschulische Lernorte, Friedensorte, Kirchenkreise und -gemeinden, Bibliotheken und weitere Orte, in denen eine Öffentlichkeit hergestellt wird.